Available Light – Fotografieren bei wenig Licht … … – Teil 2

Erfahrungen, Fotografieren, HowTo

Heute schreibe ich über meine Erfahrung beim Fotografieren, wenn es nur noch wenig Licht hat. Das ist meistens während und nach der Abenddämmerung und beim Fotografieren in Räumen der Fall. Ich gehe hier darauf ein, mit welchen Kameraeinstellung, Objektiven und anderem Zubehör man sich je nachdem behelfen kann.

 

Grundsätzliche Einteilung in zwei Kategorien

Grundsätzlich unterscheiden sich zwei verschiedene Arten von “Available Light”-Fotografie bei denen ich ganz unterschiedlich zu Werke gehe. Zum einen gibt es statische Objekte, Dinge, die sich nicht bewegen, wie Gebäude und Landschaften. Bewegende Objekte, wie Menschen und Maschinen stecke ich ganz einfach in die Kategorie dynamische Objekte.
In diesem zweiten Teil geht es nun die dynamischen Objekte. Dafür sind schon einige Tricks und Equipment von Nöten um zu guten Ergebnissen zu kommen. Wobei ich hier den Blitz ganz bewusst ausschliesse, hat der doch in der Available-Light-Fotografie nichts zu suchen.

DSC_5714 Dynamische Objekte fotografieren

Ich stosse am meisten bei Konzerten auf relativ “schlechte” Lichtbedingungen, bei denen man die Musiker trotzdem scharf darstellen will. Es kommt auch immer wieder vor, dass ich zum Beispiel an einem Lagerfeuer Bilder machen will, und die ganze Szenerie nicht kaputt blitzen will. (Wobei ich anmerken muss, dass man bei einem gekonnten Blitzeinsatz sehr wohl ganz schöne Bilder erzielen kann!)

Grundsätzlich kann man nun verschiedene Einstellungen an der Kamera machen, um trotzdem gute Bilder zu erzielen. Auf diese Einstellungsmöglichkeiten und das optionale Zubehör, dass hilfreich sein kann, will ich in diesem Beitrag eingehen.

 

Grundsätzliche Einstellungen der Kamera

Normalerweise, weiss ich, was ich fotografieren will und  arbeite mit der Kamera unter solchen Umständen, je nach Effekt, den ich erreichen will, im Blenden- oder Belichtungszeitautomatikmodus.

Den Blendenautomatikmodus verwende ich, wenn ich von den dynamischen Objekten ein möglichst scharfes Bild will. Ich stelle dann die maximale Belichtungszeit ein, wie ich es im nächsten Abschnitt beschreibe.

 

Die Belichtungszeit

Das erste, was ich jeweils mache, ist die Belichtungszeit bis an die Schmerzgrenze zu erhöhen. Dabei schätze ich jeweils ab, wie schnell sich das Objekt bewegt und wie ruhig meine Hand gerade ist. Die Faustregel besagt, dass man den Kehrwert der Brennweite als maximale Verschlusszeit einstellen muss, um bei einer einigermassen ruhigen Hand noch ein verwackelungsfreies Bild zu bekommen.DSC_5590

Das würde Beispielsweise bedeuten, dass wenn ich mit einer Brennweite von 50mm fotografiere, ich eine maximale Belichtungszeit von 1/50s einstelle.

Bei Portraits an einem Lagerfeuer, bewegen sich die Menschen meistens nicht so schnell und man kann sie ja auch mal bitten ein wenig still zu halten und so kann man da schon mal auf 1/50s gehen.

Auf Konzerten geht es ja meistens eher schnell zu und her (es gibt natürlich auch andere 😉 ), da schaue ich, dass ich je nachdem so zwischen 1/125s und 1/80s bleibe. Manchmal kann man das verschwimmen der Bewegungen ja auch für kreative Bilder einsetzen.

 

Die Blende

Wenn ich nun mit der Belichtungszeit an das obere Limit gekommen bin, ist das nächste, dass ich die Blende weiter öffne, meistens bis es nicht mehr weiter geht. Bei Kit-Objektiven und Universal-Zooms ist diese Grenze in der Regel bei f4.5 oder f3.5 meistens schon erreicht.
Wie ich hier noch etwas Spielraum kriege, erkläre ich im Abschnitt “Ein lichtstarkes Objektiv muss her”.

 

DSC_4383 Die ISO

Wenn ich aber nun mit diesen Blenden- und Belichtungszeiteinstellungen nur noch stark unterbelichtete Bilder kriege, dann hilft nur noch das erhöhen der ISO-Werte. Das erhöhen der ISO-Werte ist der letzte Schritt in dieser Entscheidungsreihe vor Ort, weil es ab einem gewissen Wert bei eigentlich jedem Kameratyp zu Rauschen im Bild führt.

Das variiert nun sehr stark von Kameratyp zu Kameratyp. Auf meiner Nikon D50 (Einsteigerkamera) kann ich z.B. bis ISO 1600 gehen, wobei spätestens ab 800 ein merkbares Rauschen im Bild vorhanden ist. Mit der Nikon D300 kann man gut auch mal auf ISO 1600 gehen, wobei maximal 6400 drin liegen.

Die D700 und D3s gehen noch um einiges höher, wobei ich das mit dem Rauschen bis jetzt noch nicht testen und bewerten konnte. (Wenn mir jemand eine D3s zukommen lassen will, ich nehme sie gerne 😛 )

Und wie sich das ganze bei Canon verhält, kann ich leider nicht beurteilen, da ich nur mit Nikon fotografiere, aber ich bin sicher, dass ihr über euren Kameratypen bei Google mehr herausfindet.

 

DSC_4067 Ein lichtstarkes Objektiv muss her

Es muss nicht unbedingt gleich ein neues Objektiv her, wenn ihr ab und zu bei schlechtem Licht fotografiert. Mein erstes Festival habe ich mit einem Universalzoom (Nikkor DX VR 18-200mm f3,5-5,6) von Nikon fotografiert, und es kamen eigentlich ganz gute Bilder dabei heraus.

Aber wenn ihr immer wieder an die Grenzen stosst, dann ist es sicher eine Überlegung wert. Lichtstarke Zooms in einem einigermassen erschwinglichen Bereich gibt es bis Blende f2,8.

Festbrennweiten sind einiges günstiger, man muss dafür immer wieder das Objektiv wechseln, aber dafür gibt es die für relativ kleines Geld bis zu einer maximalen Blendenöffnung von f1,4. Und es gibt noch einige andere coole Gründe für Festbrennweiten, dazu gibt es auf kwerfeldein.de einen Artikel und sicher noch einen ganzen Haufen mehr im Web.

Mit lichtstarken Objektiven bekommt ihr die Möglichkeit, die ISO wieder ein wenig nach unten zu schrauben und so das Rauschen zu minimieren.

 

 

So, dass waren meine Erfahrungen und Tricks beim fotografieren wenn die lichtbedingungen nicht die besten sind. Aber ich muss sagen, ich fotografiere am liebesten dann, wenn es eine Herausforderung ist, sonst kann das ja jeder machen!

Was wendet ihr für Tricks bei Available-Light-Fotografie an? Haben euch diese beiden Blog-Einträge geholfen?

 

EDIT: Schaut euch unbedingt noch die Kommentare bezüglich der Belichtungs-messungsmethode an, die ist unter solchen Umständen eine Einstellung, die man nicht vergessen darf!

3 Gedanken zu “Available Light – Fotografieren bei wenig Licht … … – Teil 2

  1. Die Unterscheidung zwischen statischen und dynamischen Motiven/Objekten ist bestimmt nützlich wenn es gilt, eine angemessene Belichtungszeit zu ermitteln.

    Nur fragte ich mich beim lesen, was da unter "Trick" zu verstehen sei. Sofern man die Belichtung nicht einer Vollautomatik überlassen möchte, bedingt es, sich die Belichtungsparameter zu vergewgenwärtigen. Ja, quasi eine Selbstverständlichkeit.

    Und sie betrifft ja nicht nur aviable light, sondern generell das fotografieren.
    Erschwerend kommt bei aviable light das Ermiteln der belichtungsrelevenaten Motivteile hinzu. Will heissen : was im Bild soll wie hell sein? Was im Bild sollte noch Durchzeichnung haben und was aus Gründen der Authenzität nicht?

    Verwendet man Mehrfeldmessung, so weiss man nie wirklich was die Kamera einstellt. Besser gesagt : man sieht zwar das von ihr ermittelte Ergebnis (Belichtungsparameter in Anbetracht der ISO), weiss aber nicht, welchen Motivteil sie Vorzug gab.

    Jedes Belichtungssystem (von Spot, Mehrfeldmessung, TTL usw usw) misst 18% Reflektionsgrad. 18% Reflektion entspricht einem mittleren Grau (spezielle Graukarten verfügen über genau 18% Motivreflektion). Die Frage ist dann nur, welche Motivteile dann von der Kamera in der TTL-Messung wie gewertet werden. Bei Spot, Integral -und Mittenbetonter Messung ist das noch relativ einfach, wen man weiss, wie die Messfelder wie gewichtet werden. Doch bei der Mehrfeldmessung kann man dies nicht mehr nachvollziehen, was die Kamera errechnet hat.

    Bei aviable light bietet sich daher die Spotmessung geradezu an. Man misst per Nachführmessung einen Motivteil an, der eben einer Heligkeit von 18% Reflektionsgrad entspricht.
    Man kann aber auch den wichtigsten Motivteil anmessen und ihn entsprechend der Authenzität korrigieren. ZB wenn ein Gesicht nur schwach beleuchtet wird und diese Stimmung im Bild wiedergegeben werden sollte.

    Die Nachführmessung in Kombination mit Spotmessung ist eine der effektivsten (wenn nicht gar die effektivste) Belichtungsmessmethode.
    Weiterer Vorteil : gibt man einer Belichtungszeit den Vorzug (aufgrund dynamischem Motiv), so braucht man ja nur die Blende nachzuführen.

    "Nachführmessung" ist nichts anderes als die Belichtungsbetriebsart (Bel. Modus) manuell. Praktisch alle Kameras mit welchen man die Belichtung voll-manuell einstellen kann, ist die Nachführmessung realisierbar. Denn die Kamera misst das Licht ja immer und in der Regel zeigen sie auch die Abweichungen von "soll" und "ist" an. Das einzige was man also zu tun braucht, ist den Motivteil auszuwählen und ihn gemäss einer 18%-Abweichung zu korrigieren. Soll dieser jene Motivteil wie in der Wirklichkeit zB dunkler als 18% Reflektioonsgrad erscheinen, so korrigiert man in’s Minus (Unterbelichtung zu Gunsten der Authenzität).

    Bei statischen Motiven hat diese Methode den Vorteil, dass sich der Belichtungsumfang (nicht Dynamikumfang!) leicht ermitteln lässt.
    Praktischerweise fixiert man bei einer DSLR die Empfindlichkeit (ISO).

    Zu den Objektiven : Vorteil ist man, wenn man über zwei Kameras verfügt. So könnte man auf das eine Gehäuse ein Zoom schrauben und auf das andere eine Festbrennweite. Oder man schraubt auf beide Gehäuse eine Festbrennweite.

  2. Ja, vielleicht war das mit den Tricks ein wenig zu reisserisch, ich will hier einfach Tipps weitergeben, die vorallem für Anfänger in diesem Bereich wichtig und von Interesse sein können.

    Das mit der Belichtungsmessung ist ein sehr wichtiger Punkt den du Ansprichst und ich einfach vergessen habe, weil das inzwischen schon automatisch geht.

    Wenn ich Konzerte fotografiere, arbeite ich immer in der Spot-Messung so, das wirklich nur der Musiker richtig belichtet wird. Man kämpft da ja auch immer noch mit dem Bühnenlicht, das will die Kamera immer mal Über- oder Unterbelichten.
    Ansonsten arbeite ich meistens in der Matrixmessung, das funktioniert bei meinen Nikons recht gut, es kommt aber vor, dass ich auch da hin und wieder einen anderen Modus wähle …

    Danke für deinen kritischen und wertvollen, ergänzenden Kommentar.

  3. Du arbeitest per Spotmessung an Konzerten? Alle Achtung, vor sowas habe ich Respekt 🙂

    Meine ich wirklich ernst, denn Konzertfotografie finde ich eines des schwiegisten Genres hinsichtlich der Belichtungsmessung. Und da scheinst du ja konsequent zu sein, wenn du Spotmessung gebrachst.

    Ja, Nikons‘ Matrixmessung ist sehr fortgeschritten. Nikon betreibt die Mehrfeldmessung ja schon seit 1984 (Nikon FA) und hat sich diesbezüglich wie kein anderer Hersteller diesem technischem Know-How gewidmet.

    An dieser Stelle noch ein Lob an deine Website und die Bilder 🙂

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